Erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 6. Mai 2022
Philippe Oddo glaubt an die Traditionen des Privatbankings – und weiß, dass es ohne Künstliche Intelligenz, Daten und eine schlagkräftige IT keine Zukunft geben wird.
Wir sprechen Deutsch. Natürlich. Das mühsam erlernte Schulfranzösisch der Autorin ist mehr als unzureichend, um ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit dem Franzosen Philippe Oddo zu führen. Englisch wäre für beide Gesprächspartner ein leicht umzusetzender Kompromiss. Oddo aber will Deutsch sprechen und setzt damit direkt ein Ausrufezeichen. Deutschland ist ein wichtiger Markt für die Privatbank Oddo BHF, die Philippe Oddo führt.
Die Bedeutung des Geschäfts unterstreicht der Privatbanker mit der Antwort auf die Frage nach seiner Präsenz in Deutschland. „Di-Mi-Do", sagt Oddo. Drei Tage in der Woche ist er in Frankfurt? „Ich bin drei Tage in der Woche bei Kunden in Deutschland. Die Kunden der Bank wollen den Chef sehen und bekommen ihn auch. Man muss die Leute kennen und treffen." Was Kundenbeziehungen wert sind und wie man sie pflegt, das muss dem 62-Jährigen wirklich niemand
erklären. Der geschäftsführende Gesellschafter und Vorstandsvorsitzende führt das Bankhaus in der fünften Generation. Dass er so gut Deutsch spricht, hat er auch einem längeren Studienaufenthalt in Köln zu verdanken. Dass er für die europäische Idee brennt, macht er in der Kommentierung der Frankreichwahl deutlich. „Mit Macron hat Europa gewonnen."
Den Grundstein für die heutige Gesellschaft Oddo BHF legte 1849 Camille Gautier als Börsenmakler in Marseille. Philippe Oddo wird 1987 gemeinsam mit seinem Bruder Pascal Oddo Gesellschafter der Bank. Einige Jahre später kauft er seinem Bruder die Anteile ab und führt das Geschäft allein.
Heute gliedert sich Oddo BHF in die Segmente Private Wealth Management, Asset Management und Corporates & Markets. Die BHF-Bank schrieb 2016 Verluste. Wer Oddo trifft, erlebt ihn als freundlichen Gesprächspartner mit typisch französischem Charme. Croissants in Sichtweite, Espresso in der Hand. In der Bankenszene wird er aber als sehr beharrlich und hart in der Sache beschrieben. Die Ansage des neuen Chefs und Eigentümers der BHF war zum Einstieg dann auch kurz und knapp: „Wir brauchen mehr Erträge und weniger Kosten." Wohl leichter gesagt als getan. Ein wichtiger Baustein für den Turnaround sei die Vereinheitlichung der IT gewesen, sagt Oddo. Weg von einem Kernbankensystem, hin zu einer einheitlichen IT über die gesamte Gruppe hinweg. 2021 hat Oddo BHF in Deutschland Erträge von rund 338 Millionen Euro erzielt. Unter dem Strich blieben als Ergebnis davon rund 60 Millionen hängen. Deutschland macht demnach rund 40 Prozent des Geschäfts der gesamten Gruppe aus. „Ein gutes Jahr".
Zum Erfolg tragen nach den Worten Oddos alle drei Geschäftsbereiche bei. Das Fixed- Income-Geschäft schwächele innerhalb des Corporates-&-Markets-Geschäft etwas. Der Mix aber solle so erhalten bleiben.
Wer im Banking-Geschäft unterwegs ist, der weiß, wie viel immer wieder über grenzüberschreitende Fusionen gesprochen wird – wenn doch die Banken- und Kapitalmarktunion endlich vollendet ist. Deutsche Bank, Commerzbank, Unicredit, BNP Paribas sind die üblichen Verdächtigen. Oddo kreiert seinen eigenen deutsch-französischen Zusammenschluss. 2022 soll Oddo BHF in eine europäische Aktiengesellschaft, eine SE, umgewandelt werden. „Mit einem Vorstand und
einem Aufsichtsrat.“ Das soll Prozesse vereinfachen und noch mehr Talente anziehen, die auch möglichst beide Sprachen sprechen. Deswegen werde bald auch der Standort in Saarbrücken ausgebaut. Ausgerechnet Saarbrücken? Spätestens bei der erstaunten Nachfrage, ob man sich bei Saarbrücken nicht verhört habe, blitzt der Humor des Franzosen auf. Er lacht laut ob der Verwunderung hinsichtlich des nicht als Bankenmetropole bekannten Saarbrückens. „Ich sehe, Sie sind überrascht", sagt Oddo. Saarbrücken sei zwei Stunden von Frankfurt und zwei Stunden von Paris entfernt, die Menschen sprächen meist beide Sprachen. Auch die Universität sei gut – gerade beim Thema IT.
(...)
Über ODDO BHF
ODDO BHF ist eine deutsch-französische Finanzgruppe, deren Geschichte über 170 Jahre zurückreicht. Die Gruppe ist aus einer französischen familiengeführten Bank und einer auf den Mittelstand ausgerichteten deutschen Privatbank entstanden. ODDO BHF beschäftigt 2.500 Mitarbeiter (davon rund 1.300 in Deutschland und der Schweiz und 1.200 in Frankreich und Tunesien), verwaltet ein Kundenvermögen von über 125 Mrd. Euro und ist in Frankreich wie in Deutschland in den Bereichen Private Wealth Management, Asset Management und Corporates & Markets aktiv. Etwa 65% des Kapitals der Gruppe werden von der Familie Oddo gehalten, rund 25% von den Mitarbeitern. Dieses partnerschaftliche Miteinander ist ein Garant für hohes langfristiges Engagement der Mitarbeiter. 2020 betrugen die Nettoerträge aus dem Bankgeschäft von ODDO BHF 624 Millionen Euro. Das konsolidierte Eigenkapital der Gruppe betrug am 31. Dezember 2020 940 Millionen Euro.
Pressekontakt:
NEWMARK FINANZKOMMUNIKATION
Marc Savani
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